Am Anfang war die Frau by Gould Davis Elizabeth

Am Anfang war die Frau by Gould Davis Elizabeth

Autor:Gould Davis, Elizabeth [Gould Davis, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die römischen Frauen

Wir besitzen das Zeugnis von Livius, daß die ursprünglichen römischen Stämme, oder Kurien, nach Frauen benannt waren. Romulus, der Gründer Roms im 8. Jahrhundert v. Chr., „gab bei der Einteilung des Volkes in dreißig Kurien diesen die Namen von Frauen”. (35) Es könnte keinen überzeugenderen Beweis als diesen dafür geben, daß die Römer ursprünglich eine Gemeinschaft matriarchaler Stämme waren, die die Namen ihrer Mütter trugen.

Weitere Hinweise auf die gynaikokratische soziale Struktur des frühen Roms findet man sogar in den Wörtern, die den Verwandtschaftsgrad kennzeichnen: Die Verwandtschaft durch die Mutter war cognatus, d.h. im Stamm geboren, während Verwandtschaft durch den Vater agnatus — ad-gnatus — ist, d.h. dem Stamm hinzugefügt oder außerhalb des Stammes geboren. Das weist auf eine praktizierte Exogamie hin, nach der die Männer zum Stamm der Frau hinzukamen und auf Grund ihrer Heirat alle Verbindungen zu ihrem eigenen verloren. Die Rechtsprechung in der römischen Republik setzte diesen Unterschied zwischen väterlicher und mütterlicher Verwandtschaft fort, indem sie die Heirat zwischen Vettern und sogar Geschwistern väterlicherseits gesetzlich erlaubte, aber eine eheliche Verbindung zwischen einem Halbbruder und einer Schwester, die von derselben Mutter abstammten, und eine zwischen Vettern mütterlicherseits verboten. In Rom konnte man die Nichte, Tante oder Tochter des Vaters, aber nicht der Mutter heiraten, da man glaubte, die Beziehung über die Mutter sei die einzige Verbindung — der Ursprung aus dem gleichen Schoß die einzige Verwandtschaft.

Der berühmte Anthropologe Malinowski war nicht wenig überrascht, als er entdeckte, daß man im 20. Jahrhundert an derselben Sitte noch auf den Trobriand-Inseln im fernen Pazifik festhält: „Für Verwandtschaft haben sie nur ein Wort, nämlich veiola. Es bedeutet nur Verwandtschaft in mütterlicher Linie, und es schließt weder die Verwandtschaft zwischen einem Vater und seinen Kindern ein, noch die zwischen irgendwelchen väterlicherseits verwandten Personen (...). So entspricht die Begrenzungslinie zwischen väterlicher- und mütterlicher Verwandtschaft der Unterscheidung zwischen jenen, die vom selben, (...) und jenen, die nicht vom selben Körper abstammen.” (36)

Ursprünglich trugen, wie bei den Etruskern in historischen Zeiten, die römischen Kinder den Namen ihrer Mutter, und erst später in der Republik wurde der Name des Vaters als „Zuname” hinzugefügt. Bis heute tragen die Kinder in vielen lateinischen Ländern, vor allem in Spanien und Lateinamerika, die Familiennamen beider Elternteile, wie das einst überall in der zivilisierten Welt üblich war.

Wie in Griechenland, waren die römischen Frauen die einzigen Erzieher ihrer jungen Kinder. Tacitus, Plutarch und Cicero erwähnen alle die wichtige Rolle, die die römische Matrone bei der Erziehung gespielt hat. Cornelia, die Mutter der Gracchen, („diese sind meine Juwelen”) war ein typisches Beispiel; aber Aurelia, die Mutter Julius Cäsars, und Atia, die Mutter des Augustus, widmeten ihr ganzes Leben der Erziehung ihrer vaterlosen Söhne. Es ist eine fesselnde Tatsache, daß die meisten Männer, die die Geschichte geprägt haben, das Ergebnis ausschließlich weiblicher Erziehung waren. Bei einigen Stämmen der Kelten war die Erziehung der Knaben und auch der Mädchen Akademien übertragen, die von Frauen geleitet waren, die nicht nur die Künste des Friedens, von der Philosophie bis zur Dichtung, sondern auch die des Krieges lehrten, wie Reiten, Schwert- und Lanzenkampf usw.



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